Thursday, 1 April 2010

Kapitel 71 bis 80


Die Welt lebt durch Güte
Die indische Spruchweisheit des «Tirukkural»
Aus dem Tamil übersetzt von: Albrecht Frenz und K. Lalithambal

Kapitel 71. Kennen der Anzeichen
701.           
Wer, ohne daß man es ihm sagt, aus Anzeichen Bescheid weiß, ist ein Schmuck für die Welt, die von nie vertrocknenden Flüten umgeben ist.
702.           
Wer zweifelsfrei weiß, was in jemandes Geist vorgeht - er wird so hoch wie ein Gott geachtet.
703.           
Wer den Geist und die Anzeichen versteht –gib ihm etwas, um ihn dir zu sichern.
704.           
Wer, ohne daß man es ihm sagt, Bescheid weiß, unterscheidet sich grundsätzlich von anderen – nur die Körperglieder sind ähnlich.
705.           
Sieht ein Auge nicht die ersten Anzeichen - was für ein nutzloses Glied ist es dann!
706.           
Ein Spiegel reflektiert, was vor ihm sieht –so offenbart das Gesicht die Veränderungen im Geist.
707.           
Gibt es etwas Größeres als das Gesicht? – Es enthüllt unmittelbar Freude oder Unzufrieden heil.
708.           
Es genügt, die anzuschauen, die aus Anzeichen Gedanken zu erkennen vermögen.
709.           
Die Augen drücken Haiß und Freundschaft aus - versteht jemand ihre Veränderungen zu lesen.
710.
Genau besehen – der Maßstab solcher, die über ihre eigenen Vorzüge prahlen, sind ihre Augen.

Kapitel 72. Kennen der Versammlung

711.           
Wer einen reinen und wendigen Geist hat, soll mir Überlegung sprechen, sobald er über die Versammlung Bescheid weiß.

712.           
Diese Guten, die den Gebrauch der Worte kennen, sollen zur rechten Zeir mit klarer Kenntnis sprechen.

713.           
Wer spricht, ohne die Versammlung zu kennen, dem fehlt die Kunst des Redens und des Lernens.

714.           
Leuchte wie ein Licht vor den Erleuchteten- biete in Gegenwart vun Dummen nur die Weiße des Kalks an.

715.           
Das Beste von allem Guten ist die Bescheidenheit, unter Weisen nicht zuerst zu sprechen.

716.           
Unbesonnen zu sein vor Weisen, die umfangreiche Werte studiert haben, gleicht dem Taumeln vom Pfad der Tulgend.

717.           
Das Wissen der Gelehrten leuchtet in der Versammlung derer, die Worte tadellos zu beurteilen vermögen.

718.           
Vor Männern mir großer Einsicht zu sprechen ist wie das Gießen eines Beetes mir wachsenden Pflanzen.

719.           
Wer in einer guten Versammlung Gutes überzeugend darlegt, soll nicht in einer niederen Versammlung sprechen, auch wenn es verzeihlich wäre.

720.           
In einer Versammlung zu sprechen, die nicht vun gleichem Rang ist, gleicht dem Schütten von in die Gosse.

Kapitel 73. Nichtfürchten der Versammlung

721.           
Untadelige kennen die Bedeutung der Worte und die Natur der Versammlung - selbst unter Gelehrten zaudern sie nicht.

722.           
Solche werden die Gelehrtesten genannt, die vor Gelehrten eindrucksvoll sagen können, was sie gelernt haben.

723.           
Viele gibt es, die furchtlos vor dem Feind sterben, aber wenige, die sich in der Versammlung der Gelehrten nicht fürchten.

724.           
Was du gelernt hast, sage vor den Gelehrten in überzeugender Weise und lerne dazu von solchen, die mehr gelernt haben.

725.           
Lerne entsprechend den Regeln und der Logik, um in der Versammlung eine furchtlose Erwiderung geben zu können.

726.           
Was können solche mit  einem Schwert anfangen, die keine Tapferkeit besitzen - was sollen solche mit Buchern, die sich vor der Versammlung fürchten?

727.           
Das Lernen dessen, der sich in der Versammlung fürchtet, ist wie ein Schwert in Händen eines Feiglings vor seinen Feinden.

728.           
Wer in einer guten Versammlung Gutes nicht überzeugend zu sagen vermag, ist wertlos, trotz seines umfangreichen Wissens.

729.           
Wer sich trotz seines Lerncns vor der Versammlung Gelehrter fürchtet, wird für schlechter angesehen als ein Analphabet.

730.           
Wer wegen seiner Furcht vor der Versammlung sein Wissen nicht überzeugend darzulegen vermag, gleicht einem Toten, obschon er lebt.

Kapitel 74. Das Land

731.           
Das ist ein Land, in Jem unfehlbarer Ertrag, würdige Leute und solche mit unerschöpflichem Reichtum beisammen leben.

732.           
Das isr ein Land, dag wegen seines großen Reichtums begehre ist, frei von Unbilden ist und reichlich gedeiht.

733.           
Das ist ein Land, das jede Bürde aufhält, die kommt, und dem König seinen vollen Tributy an Dienst bringt.

734.           
Das ist ein Land, das ohne große Not, ohne Seuchen und ohne zerstörerische Feinde ist.

735.           
Das ist ein Land, in dem Jet König nicht beunruhigt wird durch zerstrittene Gruppen, zerstörerische innere Feinde und mörderische Banden.

736.           
Als das größte unter den Ländern gilt das Land, dag keinen Schaden durch Feinde kennt und das nach Beschädigung nichts an Fruchtbarkeit einbüßt.

737.           
Das ist ein Land, das Regen und Quellwasser hat, gut gelegene, Wasser führende Hügel und eine starke Fesiung.

738.           
Gesundheit, Reichtum, Ertrag, Zufriedenheit und Erzeugung - diese fünf sind die Juwelen eines Landes.

739.           
Das ist ein Land, das ungesucht Ertrag bringt - da Land, das erst nach Arbeit Ertrag bringt, ist kein Land

740.           
Ohne geeigneter König sind einem Land alle vorhandenen Schätze nutzlos.

Kapitel 75. Festung

741.           
Wer Hemde angreifen will, muß eine Festung haben - ebenso, wer sich aus Furcht vor ihnen verteidigt.

742.           
Das ist eine Festung, die kristallklares Wasser hat Ebenen, Berge und kühle, schattige Wälder.

743.           
Die Schriften sagen: Eine Festung hängt ab von ihrer Höhe, Breite, Mächtigkeit und Vorzüglichkeit.

744.           
Das ist eine Festung, die kleine Gebiete zu beschützen hat, weiten Raum hat und den Mut der Feinde zerstört.

745.           
Eine Festung soll schwer zu besetzen und reich an verschiedenen Arten von Einrichtungen sein - so ist sie den Bewohnern von Vorteil.

746.           
Eine Festung hat alle möglichen Einrichtungen und gute Soldaten, die in der Not beistehen.

747.           
Das ist eine Festung, die schwer einzunehmen ist durch Belagerung, Angriff oder Unterminieren.

748.           
Das ist eine Festung, die ihren standhaften Bewohnern den Sieg verleiht über solche, die sie mir großer Macht bestürmen.

749.           
Das ist eine Festung, die eine ausgezeichnete strategische Lage hat, so daß die
Feinde durch das Kämpfen der Bewohner gleich zu Kriegsbeginn in die Flucht geschlagen werden.

750.           
Wie vortrefflich eine Festung auch sein mag - nichts ist sie in den Händen solcher ohne Können und Verdienste.

Kapitel 76. Erzeugen von Reichtum

751.           
Es gibt nichts von Wert – sammle Reichtum, der selbst die Wertlosen zu Wertvollen macht.

752.           
Alle verachten solche, die keinen Reichtum haben - alle ehren solche, die Reichtum besitzen

753.           
Das unfehlbare Licht «Reichtum» geht in das gewünschte Land und vertreibt die Finsternis.

754.           
Der Reichtum, der auf unladelige Weise erworben wurde und jede Tar prüft, gibt dharma und Freude.

755.           
Umarme nicht und meide Gewinne des Reichtums, die mehr aus Gnade und Freundlichkeil kommen!

756.           
Des Könige Reichtum ist herrenloser, durch Steuern erworbener und durch den Sieg über Feinde gewonnener Reichtum.

757.           
Gnade ist das Kind der Liebe und gedeihi unter der Fürsorge der Ziehmutter «Reichtum».

758.           
Unternimmt der Reiche eine Handlung, gleicht dies dem Ansehen eines Elefantcnkampfes von einer Hügelspitze auz.

759.           
Schaffe Reichtum, um den Stolz der Feinde zu zerstören - es gibt keine schärfere Waffe als diese.

760.           
Für solche, die auf rechte Weisee überfließenden Reichtum aufbauen, ist alles andere leicht iu erwerben.

Kapitel 77. Ruhm der Armee

761.           
Der größte aller Reichtümer eines Königs iät die Armee, die in ihren Abteilungen vollständig ist, keine Gefahr fürchtet und siegt.

762.           
Nur eine traditionsbewußte Armee zeigt Tapferkeitbeim Rückzug, Furchrlosigkeit bei verminderter Stärke und bei Verwundung.

763.           
Was bedeutet es schon, wenn die Rarren wie der Ozean anbranden - Heere von ihnen gehen zugrunde schon heim bloßen Atmen einer Kobra.

764.           
Das ist eine Armee, die an keiner Verwirrung oder an Unglück kider und überliefere Tapferkeit besitzt.

765.           
Das ist eine Armee, die fähig ist, vereinten Widerstand zu leisten, selbst wenn der Tudesgott auf einer Fähre gegen sie anrückte.

766.           
Tapferkeit, Ehre, hohe Tradition und Wahrhaftigkeit - diese vier sind die Verdienste einer Armee.

767.           
Das ist eine Armee, die eine andrehende Attacke abzuwehren weiß, einer anrückenden Armee standhält und sie an ihren Flanken umgreift.

768.           
Mag es ihr auch an Tapferkeil und Stärke fehlen - eine Armee kann sich durch große Erscheinung auszeichnen.

769.           
Eine Armee kann triumphieren, wenn ihre Starke nicht abnimmt und sie Widerwärtigkeit und Mangel widerstehen kann.

770.           
Mag auch eine Armee eine große Zahl an ständigen Soldaten haben - sie gedeiht nicht ohne Generale.

Kapitel 78. Stolz der Armee

771.           
Stelle dich nicht gegen meinen Anführer, Feind! -Es gibt viele, die vor ihm standen und nun als Steine dastehen.

772.           
Es ist erfreulicher, den Speer zu halten, der den Elefanten verfehlte, als den Pfeil, der den Waldhasen traf.

773.           
Tapferkeit wird für Mannlichkert gehalten - dem Feind zu helfen, wenn er fällt, ist die Krone dieser Eigenschaft.

774.           
Wer seine Lanze gegen einen Elefanten warf, reißt die aus, die in idnem Körper sieckt und lacht in Eigenschaft.

775.           
Wenn sein zielendes Auge beim Anblick einer gegnerischen Lanze blinzelt - ist dies nicht eine Niederlage für den Mächtigen?

776.           
Die Tage, an denen sie keine glorreichen Wunden davontrugen, zählt man unter die vergeudeten Tage.

777.           
Schmuck ist dag Anziehen der Fußringe derer, die überwältigenden Ruhm und nicht ihr eigenes Leben begehren.

778.           
Hält der König sie auch zurück, so lassen solche, die sich im Krieg nicht vor dem
Leben fürchten, ihren starken Heldenmut nicht sinken.

779.           
Wer seinen Eid mit seinem Leben besiegelt - wer verachtet ihn wegen Versagens?

780.           
Rührt einer beim Fallen seinen Anführer zu Tränen, wäre es besser, den Tud durch Betteln gewonnen zu haben.

Kapitel 79. Freundschaft

781.           
Was ist schwerer zu erwerben als Freundschaft? - Weich kostbarere Sicherung gibt es gegen feindliche Taten?

782.           
Die Freundschaft des Weisen wächst gleich dem Halbmond - die Freundschaft der Narren nimmt ab gleich dem Vollmond.

783.           
In sorgfältig gepflegter Freundschaft mit Ausgezeichneren findet man immer mehr Freude -wie an einem oft gelesenen guten Buch.

784.           
Freundschaft ist nicht zum Spaß da, sondern um Irrenden schnell zu raten.

785.           
Es bedarf keiner näheren Verbindung - die Übereinstimmung der Gefühle gibt das Recht zur Freundschaft.

786.           
Ein lächelndes Gesicht macht noch keine Freundschaft - Freundschaft hat ein lächelndes Herz.

787.           
Freundschaft bedeutet, von bösen Wegen abzubringen, auf bessere Wege zu leiten und Schmerz in Schwierigkeiten zu teilen.

788.           
Freundschaft rettet aus Not - gleich der Hand, wenn das Gewand hinabrutscht.

789.           
Fragt man nach dem Thron der Freundschaft: unterschiedslos unterstützen bei allen Gelegenheiten.

790.           
Auch wenn einer anderen und andere ihm etwas bedeuten, nimmt die Freundschaft bei Befastung ab.

Kapitel 80. Prüfen der Freundschaft

791.           
Es gibt kein schlimmeres Verderben, als Freundschaft zu schließen, ohne zu prüfen - ist einmal Freundschaft gemacht, verlassen sich die Freunde nicht.

792.           
Freundschaft zu machen, ohne zu prüfen, bringt tödlichen Schmerz.

793.           
Schließe Freundschaft, wenn du seinen Charakiter, seine Gehurt, seine Mängel und alle seine Verwandten kennst

794.           
Wer von höhte Geburt ist und sich vur jeglicher Schande fürchtet - mit dem schließe Freundschaft, selbst wenn du alles dafür weggibst.

795.           
Prüfe und befreunde dich mit solchen, die selbst unter Tränen raten können, falsches Handeln tadeln und auf den rechten Weg führen.

796.           
Gutes und Schlechtes ist in ihr - die Rute mißt Freunde.

797.           
Es ist Gewinn, Freundschaft mit Dummen aufzugeben.

798.           
Denke an eraas, was deinen Geist erniedrigt - habe nie Freundschaft mit solchen, die dich in Schwierigkeiten verlassen.

799.           
Die Freundschaft derer, die im Verderben aufgeben - die Erinnerung daran vermag den Geist noch m der Todesstunde zu verbrennen.

800.           
Pflege Freundschaft mit Untadeligen – gib Freundschaft mit Ungleichen auf, selbst wenn du etwas dafür hergibst.

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