Thursday, 1 April 2010

Kapitel 51 bis 60


Die Welt lebt durch Güte
Die indische Spruchweisheit des «Tirukkural»
Aus dem Tamil übersetzt von: Albrecht Frenz und K. Lalithambal

Kapitel 51. Beurteilen und vertrauen
501.           
Suche einen Mann aus, indem du diese vier prüfst: Tugend, Reichtum, Freude und Furcht vor dem Leben
502.           
Die Wahl sollte auf den fallen, der bescheiden ist, von edler Geburt, ohne Falsch, ohne Furchr und ohne Schande.
503.           
Bei genauer Prüfung ist ea selten, kein Unwissen zu finden, selbst nicht bei untadeligen Gelehrten.
504.           
Wäge Gut und Schlecht ab und beurteile einen nach dem was vorherrscht.
505.           
Taten sind der Prüfstein für Größe oder Niedrigkeit.
506.           
Wähle niemand aus, der keine Angehörigen hat, do er keinen Anschluß und keine Furcht vor Schande kennt.
507.           
Unwissende um der Liebe willen auszuwählen, führt zu allen Torheiten.
508.           
Ungeprüften Freunden zu irauen bringt endlosen Kummer auch noch für kommende Generationen.
509.           
Erwähle keinen, ohne ihn zu prüfen - einmal erwählt, vertraue dem, was er unrernimmt.
510.
Ungeprüften zu vertrauen und an vertrauten Freunden zu zweifeln, fuhrt zu endlosem Kummer.

Kapitel 52. Prüfen und anstellen

511.           
Der soll angestellt werden, der Gut und Schlecht gegeneinander abwägt und das Güte wählt.

512.           
Laß den handeln, der die Quellen des Kinkomnieni vergrößert, Reichtum förderr und Hindernisse beseitigt.

513.           
Vertraue dem, der von. diesen vier übersrromt: Liebe, Wahrheit, klares Vorscel l u ngs vermögen und Zufriedenheit.

514.           
Auf welche Weise auch geprüft - es gibt viele Leute, die sich ändern, sobald sie beschäftigt sind.

515.           
Um etwas auszuführen, bevollmächtige niemals einen aus Zuneigung, sondern nur aufgrund von Weisheit und Ausdauer.

516.           
Beurteile Täter und Tat zusammen mit der rechten Zeit und handle.

517.           
«Dieser Mann kann diese Arbeit mit diesen Mitteln tun», so überlege und übertrage ihm die Aufgabe.

518.           
Hast du von jemandes Fähigkeit für eine Arbeit gehört - übertrage sie ihm und laß ihn handeln.

519.           
Wer an der Freundschaft dessen zweifelt, der sich um seine Pflichten müht, Jen verläßt das Glück.

520.           
Jeden Tag sull der König seine Angestellten beurtcilen - handeln sie richtig, geht die Welt ihren richtigen Gang.

Kapitel 53. Schätzen uvn Angehörigen

521.           
Alie Liebe zu zeigen, auch wenn der Reichtum gegangen ist, ist nur eine Eigenschaft der Angehörigen.

522.           
Hat einer Verwandte mit unfehlbarer Liebe, bringt es endlosen Gewinn.

523.           
Das Leben dessen, der nicht herzlich mit seinen Verwandten verkehrt, ist wie Wassef, das in einen uferlosen Teich fließt.

524.           
Von seineti Verwandten umgeben zu sein, bringt den Gewinn des Wohlstands.

525.           
Wer sich im Geben übt und angenehme Worte Spricht, ist von zahllosen Verwandten umgeben.

526.           
Auf Erden hat keiner mehr Verwandte als der, der viel gibt und das ohne Ärger.

527.           
Die Krähe versteckt ihre Nahrung nicht, sondern kräht und schluckt hinunter - Reichtum bleibt bei Leuten derselben Natur.

528.           
Behandelt der König nitht alle gleich, sondern jeden nach seinem Rang - dann leben viele in seiner Nähe.

529.           
Die weggegangenen Verwandte» kummen wieder; sobald der Grund zur Differenz geschwunden ist.

530.           
Lief einer grundlos weg und kehrt aus irgendeinem Grund wieder zurück - der König soll darüber nachdenken, ihm helfen und ihn aufnehmen.

Kapitel 54. Vermeide Vergeßlichkeit

531.           
Schlimmer als unermeßlicher Zorn ist Vergeßlichkeit, geboren aus der Begeisterung grußer Freude.

532.           
Vergeßlichkeit tötet den Ruf wie beständige Armut die Weisheit.

533.           
Wer vergißt, hat keinen Ruhm - das ist die Summe aller Abhandlungen in der Welt.

534.           
Es gibt keine Festung für die Furchtsamen - es gibt kein Gut für die Vergeßlichen.

535.           
Wer im Vorhinein versäumt, sich zu hüten, bedauert seinen Fehler später.

536.           
Immer unfehlbare Wachsamkeit allen gegenüber -es gibi nichts, was mit diesem Besitz vergleichbar ist.

537.           
Nichts ist zu kostbar zu erwerben, wenn es ernsthaft mit der Waffe der Unvergeßlicbkcit betrieben wird.

538.           
Schatze und lue die Taten, die von tten Weisen gepriesen werden - nichts in all den sieben Geburten ist gut für den, der das vergißt.

539.           
Vergißt sich jemand vor laurer Freude, soll er an die denken, die durth Vergeßlichkeit zugrunde gingen.

540.           
Erinnert sich jemand an schien Wunsch, ist es leicht, das Gewünschte zu erlangen.

Kapitel 55. Zepter

541.           
Geradheit kommt aus dem Erkennen: niemand bevorzugen, allen gegenüber Gerechtigken üben und erst nach Beratung handeln.

542.           
Die Welt schaut zur Wolke und gedeiht – die Untertanen schauen auf die Gerechtigkeit des Königs und leben.

543.           
Das Zepter des Königs dient den Schriften der Weisen und dem dharma.

544.           
Der König mit einem großen Land, der wirklich herrscht und seine Untertanen umarmt - dessen Füße umarmt die Welt.

545.           
Gebraucht der König sein Zepter nach gerechten Gesetzen - Regen und reichlicher Ertrag bleiben in seinem Land.

546.           
Nicht der Speer gibt Sieg, sondern des Königs Zepter, das nicht schwankt.

547.           
Gebraucht er das Zepter, beschützt es ihn – so beschützt der König die ganze Welt.

548.           
Der König, dem man sich schwer nähern kann und der einsichtslos Ungerechtigkeiten übt, geht auch ohne Feinde zugrunde.

549.           
Verbrecher zu bestrafen, seine Untertanen voc anderen zu beschützen ist nicht Schuld, sondern Pflicht des Königs.

550.           
Mörderische Männer zu strafen ist wie Unkraut jäten in einem Feld mit Früchten.

Kapitel 56. Tyrannei

551.           
Grausamer als solche, die auf Mörderpfad sind, is der König, der unterdrückt und Ungerechrigkeit übt.

552.           
Die bedrückende Forderung eines Tyrannen nach Geld von seinen Untertanen ist wie die Forderung eines Räubers mit einer Lanze.

553.           
Der König, der sich nicht täglich umsieht und keine Gerechtigkeit übt - sein Königreich geht täglich zugrunde.

554.           
Wer das Zepter gedankenlos mißbraucht, verliert seine Untertanen samt dem Reichtum.

555.           
Sind nicht die Tränen, geboren aus unerträglicher Unterdrückung, das Instrument, Wohlsiand zu zerstören?

556.           
Das Zepter ist die Beständigkeit des Königs - ohne das ist sein Ruhm nicht von Dauer.

557.           
Was der Mangel an Regen für die Welt bedeutet-das bedeutet des Königs Mangel an Gnade für seine Untertanen.

558.           
Unter der Herrschaft eines ungerechten Königs zu leben ist Schmerzlicher als Armut.

559.           
Herrscht der König ungerecht, fällt kein Regen, und die Wolken halten die Schauer zurück.

560.           
Ist der König nicht auf der Hur, geht der Ertrag der Kühe zurück, und die Männer der sechsfachen Pflicht vergessen ihre Schriften.

Kapitel 57. Vermeide Terror

561.           
König ist, wer Vergehen gerecht prüft und angemessen bestraft, um ihr Wiederaufrrenen zu verhüten.

562.           
Wer beständiges Gedeihen wünscht, soll die der Strafe hoch erheben, aber gütig fallen lassen.

563.           
Der tyrannische König, der fürchterliche Taten tut, geht sicher und schnell zugrunde.

564.           
Bringt der König sein Volk zu den schmerzlichen Worten: «Unser König ist grausam» - seine Lebenszeit wird verkürzt, und er geht schnell zugrunde.

565.           
Wem sich schwer zu nähern ist und wer ein steingleiches Gesicht hat - sein großer Reichtum wird so gefürchtet, als ob er von einem Geist bewacht wäre.

566.           
Wer harte Worte spricht und keine Freundlichkeit besitzt - sein großer Reichtum vergeht bald und schnell.

567.           
Harte Worte und außergewöhnliche Strafe sind wie eine Rotte - die Macht des Königs halten sie nieder, seine Feinde zu zerstören.

568.           
Wer sich nicht mit seinen Beratern berdi und sie im Zorn verachtet, dessen Reichtum schwinder.

569.           
Der König, der vor dem Krieg keine Fesiung findet, wird von Furcht ergriffen und geht bald zugrunde.

570.           
Die Erde trägi keine andere Last außer dem Unwissenden, den ein Tyrann zum Berater nimmt.

Kapitel 58. Güte

571.           
Die Welt lebt, sobald die große Eigenschaft «Güte» vorhanden ist.

572.           
Die Welt leht durch Güte - solche, die keine haben, sind eine Bürde für die Welt.

573.           
Was soll der Gehrauch eines Liedes ohne Melodie -was sind Augen ohne Güte?

574.           
Abgesehen von ihrem Vorkommen im Gesicht - was sollen Augen, die kerne wohl abgewogene Güte haben?

575.           
Güte ist der Schmuck des Auges - ohne ihn wird es für eine bloße Wunde gehalten.

576.           
Wer in seinen Augen keine Güte hat, ist gleich einem Baum auf Erden.

577.           
Menschen ohne Güte sind ohne Augen - die mit Augen sind nicht ohne Güte.

578.           
Die Welt gehört denen, die gütig sein können, ohne ihre Pflichten zu vernachlässigen.

579.           
Die höchsie Eigenschaft ist, Güte und Geduld au zeigen - auch denen, die ein verletzendes Wesen haben.

580.           
Wer das Lob einer  allseits gepriesenen Höflichkeit sucht, trinkt mit einem lächelnden Gesicht, auch wenn er Gift darin sieht.

Kapitel 59. Spionage

581.           
Spionage und ein geachtetes Gesetzbuch - diese heiden soll ein König als seine Augen betrachten.

582.           
Alles, was sich ereignet, bei jedem und allezeit -Pflicht des Königs ist, zu spionieren und Bescheid zu wissen.

583.           
Auch dem König; der nichts vom Gewinn an Erfahrung durch Spione hält, bleibt kein anderer Weg zum Erfolg.

584.           
Der Spion ist einet, der alles ausspäht: Angestellte, Angehörige und Feinde.

585.           
Ein guter Spion muß dies können: sich verdachtlos verkleiden, sich nicht fürchten und niemals seinen Zweck offenbaren.

586.           
Ein Spion verkleidet sich als Asket, kundschaftet seltene Orte aus und hält jedem Druck stand.

587.           
Det Spion lernt geheime Dinge und hat keinen Zweifel an dem, was er weiß.

588.           
Hat der Spion etwas ausgespäht - laß es dir von einem anderen Spion bestätigen!

589.           
Beschäftige sie so, daß kein Spion den anderen kennt - stimmen die Aussagen dreier überein, erkenne sie als wahr an.

590.           
Ehre keinen Spion öffentlich - tut dies jemand, gibt er seine Geheimnisse preis.

Kapitel 60. Besitz von Willensstärke

591.           
Besitzende sind wiche, die Willensstärke haben – besitzen andere, was sie besitzen?

592.           
Besitz von Willensstärke ist wirklicher Besitz - Besitz von Reichtum bleibt nicht, sondern vergeht.

593.           
Wer in seiner Willensstärke lest ist, trauert dem Verlust von Reichtum nicht nach.

594.           
Reichtum findet seinen Weg zu dem, der eine unwiderstehliche Willensstärke hat.

595.           
Die Länge der Seeblumen hängt von der Tiefe des Wassers ab - die Grüße der Leute von ihrer Willensstärke.

596.           
Richte deine Gedanken ganz auf Größe – selbst wenn sie nicht erlangt wird, soll sie niemals aufgegeben werden.

597.           
Das Stroh bringt keinen Erirag, wenn es geschijnelr wird - der Elefant zeigt seine Größe, wenn er durch herabregnende Pfeile verwundet wird.

598.           
Wer ohne Willensstärke ist, hat auch die Größe der Selbstachtung nicht, großzügig mir der Welt zu sein.

599.           
Obwohl der Elefant groß ist und scharfe Stoßzähne tat, fürchtet er den angreifenden Tiger.

600.           
Willensstärke macht jemandes Erkenntnis aus - wer sie nicht hat, ist bloß ein Baum und Mensch nur der Erscheinung nach.

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