Die Welt
lebt durch Güte
Die indische Spruchweisheit des «Tirukkural» Aus dem Tamil übersetzt von: Albrecht Frenz und K. Lalithambal |
Kapitel 51. Beurteilen und vertrauen
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501.
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Suche einen Mann aus, indem du diese vier prüfst: Tugend, Reichtum,
Freude und Furcht vor dem Leben
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502.
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Die Wahl
sollte auf den fallen, der bescheiden ist, von
edler Geburt, ohne Falsch, ohne Furchr und ohne Schande.
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503.
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Bei genauer
Prüfung ist ea selten, kein Unwissen zu finden,
selbst nicht bei untadeligen Gelehrten.
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504.
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Wäge Gut und Schlecht ab und beurteile einen nach dem was vorherrscht.
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505.
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Taten sind
der Prüfstein für Größe oder Niedrigkeit.
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506.
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Wähle niemand aus, der keine Angehörigen hat, do er keinen Anschluß und
keine Furcht vor Schande
kennt.
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507.
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Unwissende
um der Liebe willen auszuwählen, führt zu allen Torheiten.
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508.
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Ungeprüften Freunden zu irauen bringt endlosen Kummer auch noch für
kommende Generationen.
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509.
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Erwähle keinen, ohne ihn zu prüfen - einmal erwählt, vertraue dem, was er
unrernimmt.
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510.
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Ungeprüften zu vertrauen und an vertrauten Freunden
zu zweifeln, fuhrt zu endlosem Kummer.
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Kapitel 52. Prüfen
und anstellen
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511.
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Der soll
angestellt werden, der Gut und Schlecht gegeneinander
abwägt und das Güte wählt.
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512.
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Laß den handeln, der die Quellen des Kinkomnieni vergrößert, Reichtum
förderr und Hindernisse beseitigt.
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513.
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Vertraue dem, der von. diesen vier übersrromt: Liebe, Wahrheit, klares Vorscel l u ngs vermögen
und Zufriedenheit.
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514.
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Auf welche Weise auch geprüft - es
gibt viele Leute, die sich ändern, sobald sie beschäftigt sind.
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515.
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Um etwas auszuführen, bevollmächtige niemals einen aus Zuneigung,
sondern nur aufgrund von Weisheit und Ausdauer.
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516.
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Beurteile Täter und Tat zusammen mit der rechten Zeit und handle.
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517.
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«Dieser Mann kann diese Arbeit mit diesen Mitteln tun», so überlege und übertrage ihm die Aufgabe.
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518.
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Hast du von jemandes Fähigkeit für eine Arbeit gehört - übertrage sie ihm und laß ihn handeln.
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519.
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Wer an der Freundschaft dessen zweifelt, der sich um seine Pflichten müht, Jen verläßt das Glück.
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520.
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Jeden Tag sull der König seine Angestellten beurtcilen - handeln sie richtig, geht die Welt ihren richtigen Gang.
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Kapitel 53. Schätzen
uvn Angehörigen
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521.
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Alie Liebe zu zeigen, auch wenn der Reichtum gegangen ist, ist nur eine
Eigenschaft der Angehörigen.
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522.
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Hat einer Verwandte mit unfehlbarer Liebe, bringt es endlosen Gewinn.
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523.
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Das Leben dessen, der nicht herzlich mit seinen Verwandten verkehrt, ist
wie Wassef, das in einen uferlosen Teich fließt.
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524.
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Von seineti Verwandten umgeben zu sein, bringt den Gewinn des Wohlstands.
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525.
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Wer sich im Geben übt und angenehme Worte Spricht, ist von zahllosen
Verwandten umgeben.
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526.
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Auf Erden hat keiner mehr Verwandte als der, der viel gibt und das ohne
Ärger.
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527.
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Die Krähe versteckt ihre Nahrung nicht, sondern kräht und schluckt hinunter
- Reichtum bleibt bei Leuten derselben Natur.
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528.
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Behandelt der König nitht alle gleich, sondern jeden nach seinem Rang -
dann leben viele in seiner Nähe.
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529.
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Die weggegangenen Verwandte» kummen wieder; sobald der Grund zur
Differenz geschwunden ist.
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530.
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Lief einer grundlos weg und kehrt aus irgendeinem Grund wieder zurück - der
König soll darüber nachdenken, ihm helfen und ihn aufnehmen.
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Kapitel 54. Vermeide Vergeßlichkeit
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531.
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Schlimmer als unermeßlicher Zorn ist Vergeßlichkeit,
geboren aus der Begeisterung grußer
Freude.
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532.
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Vergeßlichkeit tötet den Ruf wie beständige Armut die Weisheit.
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533.
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Wer vergißt, hat keinen Ruhm - das ist die Summe
aller Abhandlungen in der Welt.
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534.
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Es gibt keine Festung für die Furchtsamen - es gibt kein Gut für die Vergeßlichen.
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535.
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Wer im Vorhinein versäumt, sich zu hüten, bedauert seinen Fehler später.
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536.
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Immer unfehlbare Wachsamkeit allen gegenüber -es
gibi nichts, was mit diesem Besitz vergleichbar ist.
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537.
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Nichts ist zu kostbar zu erwerben, wenn es ernsthaft mit der
Waffe der Unvergeßlicbkcit betrieben wird.
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538.
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Schatze und lue die Taten, die von tten Weisen gepriesen werden - nichts in all den sieben Geburten ist gut für den, der das vergißt.
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539.
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Vergißt sich jemand vor laurer Freude, soll er an die denken, die durth Vergeßlichkeit zugrunde gingen.
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540.
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Erinnert sich jemand an schien Wunsch, ist es leicht, das Gewünschte zu erlangen.
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Kapitel 55. Zepter
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541.
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Geradheit kommt aus dem Erkennen: niemand bevorzugen, allen gegenüber Gerechtigken üben und erst nach
Beratung handeln.
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542.
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Die Welt schaut zur Wolke und gedeiht – die Untertanen schauen auf die Gerechtigkeit des Königs und leben.
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543.
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Das Zepter des Königs dient den Schriften der
Weisen und dem dharma.
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544.
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Der König mit einem großen Land, der wirklich herrscht und seine
Untertanen umarmt - dessen Füße umarmt die
Welt.
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545.
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Gebraucht der König sein Zepter nach gerechten Gesetzen - Regen und reichlicher Ertrag bleiben in seinem Land.
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546.
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Nicht der Speer gibt Sieg, sondern des Königs Zepter, das nicht
schwankt.
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547.
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Gebraucht er das Zepter, beschützt es ihn – so beschützt der König die
ganze Welt.
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548.
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Der König, dem man sich schwer nähern kann und der einsichtslos
Ungerechtigkeiten übt, geht auch ohne
Feinde zugrunde.
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549.
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Verbrecher zu bestrafen, seine Untertanen voc anderen zu beschützen ist
nicht Schuld, sondern Pflicht des Königs.
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550.
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Mörderische Männer zu strafen ist wie Unkraut jäten in einem Feld mit
Früchten.
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Kapitel 56. Tyrannei
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551.
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Grausamer
als solche, die auf Mörderpfad sind, is der König, der unterdrückt und
Ungerechrigkeit übt.
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552.
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Die
bedrückende Forderung eines Tyrannen nach Geld
von seinen Untertanen ist wie die Forderung eines Räubers
mit einer Lanze.
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553.
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Der König, der sich nicht täglich umsieht und keine Gerechtigkeit übt - sein Königreich geht täglich zugrunde.
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554.
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Wer das
Zepter gedankenlos mißbraucht, verliert seine
Untertanen samt dem Reichtum.
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555.
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Sind nicht die Tränen, geboren aus unerträglicher Unterdrückung, das
Instrument, Wohlsiand zu zerstören?
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556.
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Das Zepter
ist die Beständigkeit des Königs -
ohne das ist sein Ruhm nicht von Dauer.
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557.
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Was der Mangel an Regen für die Welt bedeutet-das bedeutet des Königs
Mangel an Gnade für seine Untertanen.
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558.
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Unter der Herrschaft eines ungerechten Königs zu leben ist Schmerzlicher
als Armut.
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559.
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Herrscht der König ungerecht, fällt kein Regen, und die Wolken halten die Schauer zurück.
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560.
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Ist der König nicht auf der Hur, geht der Ertrag der Kühe zurück, und die
Männer der sechsfachen Pflicht vergessen ihre Schriften.
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Kapitel 57. Vermeide Terror
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561.
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König ist, wer Vergehen gerecht prüft und angemessen bestraft, um ihr Wiederaufrrenen zu verhüten.
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562.
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Wer beständiges Gedeihen wünscht, soll die der Strafe hoch erheben,
aber gütig fallen lassen.
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563.
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Der tyrannische König, der fürchterliche Taten tut, geht sicher und schnell
zugrunde.
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564.
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Bringt der
König sein Volk zu den schmerzlichen Worten:
«Unser König ist grausam» - seine Lebenszeit wird verkürzt, und er geht
schnell zugrunde.
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565.
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Wem sich schwer zu nähern ist und wer ein steingleiches Gesicht hat -
sein großer Reichtum wird so gefürchtet, als ob er von einem Geist bewacht wäre.
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566.
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Wer harte Worte spricht und keine Freundlichkeit besitzt - sein großer
Reichtum vergeht bald und schnell.
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567.
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Harte Worte und außergewöhnliche Strafe sind wie eine Rotte - die Macht
des Königs halten sie nieder,
seine Feinde zu zerstören.
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568.
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Wer sich nicht mit seinen Beratern berdi und sie im Zorn verachtet, dessen
Reichtum schwinder.
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569.
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Der König, der vor dem Krieg keine Fesiung findet, wird von Furcht
ergriffen und geht bald zugrunde.
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570.
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Die Erde trägi keine andere Last außer dem Unwissenden, den ein Tyrann zum Berater
nimmt.
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Kapitel 58. Güte
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571.
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Die Welt lebt, sobald die große
Eigenschaft «Güte» vorhanden ist.
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572.
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Die Welt
leht durch Güte - solche, die keine haben, sind eine Bürde für die Welt.
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573.
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Was soll der Gehrauch eines Liedes ohne Melodie -was sind Augen ohne Güte?
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574.
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Abgesehen von ihrem Vorkommen im Gesicht - was sollen Augen, die kerne
wohl abgewogene Güte haben?
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575.
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Güte ist der
Schmuck des Auges - ohne ihn wird es für eine bloße Wunde gehalten.
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576.
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Wer in seinen Augen keine Güte hat, ist gleich einem Baum auf
Erden.
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577.
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Menschen ohne Güte sind ohne Augen - die mit Augen sind nicht ohne Güte.
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578.
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Die Welt gehört denen,
die gütig sein können, ohne
ihre Pflichten zu vernachlässigen.
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579.
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Die höchsie Eigenschaft ist, Güte und Geduld au zeigen - auch denen, die
ein verletzendes Wesen haben.
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580.
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Wer das Lob einer allseits gepriesenen Höflichkeit sucht,
trinkt mit einem lächelnden Gesicht, auch wenn er Gift darin sieht.
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Kapitel 59. Spionage
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581.
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Spionage und ein geachtetes Gesetzbuch - diese heiden
soll ein König als seine Augen betrachten.
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582.
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Alles, was sich ereignet, bei jedem und allezeit -Pflicht
des Königs ist, zu spionieren und Bescheid zu wissen.
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583.
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Auch dem König; der nichts vom Gewinn an Erfahrung
durch Spione hält, bleibt kein anderer Weg zum Erfolg.
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584.
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Der Spion
ist einet, der alles ausspäht: Angestellte, Angehörige und Feinde.
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585.
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Ein guter Spion muß dies können: sich verdachtlos verkleiden, sich nicht fürchten und niemals
seinen Zweck offenbaren.
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586.
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Ein Spion verkleidet sich als Asket, kundschaftet seltene Orte aus und hält
jedem Druck stand.
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587.
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Det Spion lernt geheime Dinge und hat keinen Zweifel an dem, was er weiß.
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588.
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Hat der Spion etwas ausgespäht - laß es dir von einem anderen Spion
bestätigen!
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589.
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Beschäftige
sie so, daß kein Spion den anderen kennt -
stimmen die Aussagen dreier überein, erkenne
sie als wahr an.
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590.
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Ehre keinen Spion öffentlich - tut dies jemand, gibt er seine Geheimnisse preis.
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Kapitel 60. Besitz von Willensstärke
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591.
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Besitzende
sind wiche, die Willensstärke haben – besitzen andere, was sie besitzen?
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592.
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Besitz von Willensstärke ist wirklicher Besitz - Besitz von Reichtum bleibt
nicht, sondern vergeht.
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593.
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Wer in seiner Willensstärke lest ist, trauert dem Verlust von Reichtum nicht
nach.
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594.
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Reichtum findet
seinen Weg zu dem, der eine unwiderstehliche
Willensstärke hat.
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595.
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Die Länge der Seeblumen hängt von der Tiefe des Wassers ab - die Grüße der
Leute von ihrer Willensstärke.
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596.
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Richte deine Gedanken ganz auf Größe – selbst wenn sie nicht erlangt
wird, soll sie niemals aufgegeben
werden.
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597.
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Das Stroh bringt keinen Erirag, wenn es geschijnelr wird - der
Elefant zeigt seine Größe, wenn er durch herabregnende Pfeile verwundet wird.
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598.
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Wer ohne Willensstärke ist, hat auch die Größe der Selbstachtung nicht,
großzügig mir der Welt zu sein.
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599.
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Obwohl der Elefant groß ist und scharfe Stoßzähne tat, fürchtet er
den angreifenden Tiger.
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600.
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Willensstärke macht jemandes Erkenntnis aus - wer sie
nicht hat, ist bloß ein Baum und
Mensch nur der Erscheinung nach.
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