Thursday, 1 April 2010

Kapitel 39 bis 50


Die Welt lebt durch Güte
Die indische Spruchweisheit des «Tirukkural»
Aus dem Tamil übersetzt von: Albrecht Frenz und K. Lalithambal

II. REICHTUM
Kapitel 39. Größe eines Königs


381.           
Der Besitzer von den sechs: Heer, Untertanen, Reichtum, Minister, Freunden und einer Festung ist der Löwe unter Königen.

382.           
Furchtlosigkeit, Freigebigkeit, Weisheit und Eifer -diese vier zu besitzen ist die Tugend des Königs.

383.           
Wachsamkeit, Wissen und Tapferkeit - diese drei sollte der Herrscher eines Landes nie aufgeben.

384.           
König ist, wer nicht vom dharma weicht, adharma meidet, nie in Tapferkeit versagt und seine Ehre behauptet.

385.           
Empfangen, aufbewahren, hüten und das Behütete austeilen - wer dazu fähig ist, ist ein König.

386.           
Ist der König leicht zugänglich und spricht keine harten Worte, priest die Welt sein Land.

387.           
Vermag der König mir angenehmen Worren auszuteilen, unterwirft sith die Welt seinen Wünschen.

388.           
Der König, der Gerechtigkeit übt und bewahrt, wird vnn den Leuten für einen Goir gehalten.

389.           
Erträgt der König Worte, die den Ohren unerfreulich sind, bleibt die Welt unter seinem Schutz.

390.           
Freigebigkeit, Güte, Zepter und Sorge für das Volk - wer diese vier besitzt, ist ein Licht unter Königen

Kapitel 40. Lernen


391.           
Was du lernen mußt, lerne einwandfrei – dann handle nach dem Gelernten.

392.           
Die einen nennt man Zahlen, die anderen Buchstaben - diese beiden werden als die Augen des Menschen angesehen.

393.           
Wer lernt, hai Augen - wer nicht lernt, hat nur zwei Wunden im Gesicht.

394.           
Freude bekommen und Gedanken weitergeben - das ist die ganze Kunst derer, die lernen.

395.           
Wer gleich Armen vor Reichen demütig ist und lernt, ist der Höchste - wer nicht lernt, ist der Niedrigste.

396.           
Dem Graben einer Quelle im Sand gemäß quillt Wasser hervor - ihrem Lernen gemäß nimmt die Erkenntnis der Leute zu.

397.           
Alle Länder und Städte fallen ihm zu – warum bleibt jemand ohne Lernen bis zu seinem Tod?

398.           
Dai in einer Geburt erworbene Wissen hilft einem in all seinen sieben Geburten.

399.           
Den Gelehrten verlangt nach mehr Wissen - er weiß, daß sein Lernen ihn selbst und die Welt erfreut.

400.           
Wissen ist unzerstörbarer Reichtum - andere haben keinen Reichtum.

Kapitel 41. Unwissen


401.    
In der Versammlung zu sprechen, ohne aus Büchern zu lernen, gleicht dem Damespiel, ohne das Feld zu finden.

402. 
Begehrt ein Unwissender eine Rede zu halten -er ist wie- eine Frau ohne Brüste, die Fraulichkeit begehrt.

403.    
Sprächen Unwissende nicht vor Wissenden – sie würden ah gute Leute angesehen.

404.    
Ist des Unwissenden Kenntnis auch gut der Weise nimmt es nicht an.

405.    
Sreht ihm in der Rede ein Wissender gegenüber, schwindet der Dünkel des Unwissenden.

406.    
Außer dem Satz «sie cxistieren» sind die Unwissenden so wertlos wie vertrockneres Land.

407.    
Wer keine schatfe Erkenntnis besitzt, die er aus bedeutenden Werken gewonnen hat – seine Schönheil gleicht der einer Tonpuppe.

408.    
Schlimmer als die Armut, die Gelehrte ereilr, ist der Reichtum, der Armen zufällt.

409.    
Sind Unwissende auch hoher Herkunft – sie kommen der Bedeutung Wissender niederer Herkunft nicht gleich.

410.    
Verglichen mit solchen, die aus berühmten Werken lernen, sind andere wie Tiere, verglichen mit Menschen.

Kapitel 42. Hören


411.  
Der höchste Reichtum ist der, der durch die Ohren erworben wurde - dieser Reichtum ist der beste von jeglichem Reichtum.

412.
Ist keine Nahrung mehr für das Ohr vorhanden, wird auch dem Magen etwas gegeben.

413.
Hören ist die Nahrung des Ohres - wer sich daran erfreut, gleicht den Göttern, die sich der Opfcrspcisea auf Erden erfreuen.

414.
Bist du unwissend: Höre! - das hilft jemandem gleich einem Stock in Zeiten der Bedrängnis.

415.
Die Worte des Mannes mit gutem Benehmen sind wie der Stock auf schlüpfrigem Grund.

416.
Bist du auch gering; Höre auf der Weisheit Worte! - sogar das verleiht große Würde.

417.  
Ist auch ihr Verstehen unvullkummeiK reden sie doch nicht dumm daher - jene mir feinstem Wissen und beständig scharfem Hinhören.

418.   
Obschon es hört, ist es taub - das, Ohr, das nicht vom Hören durchbohrt wird.

419.
Feh k das feine Wissen zum Hinhören, fällt es schwer, liebenswürdige Wnrte zu sprechen.

420.
Was macht es schon aas, ob sie leben oder toi sind - jene, die das Bedürfnis der Ohren nicht kennen, sondern nur das des Mundes.

Kapitel 43. Besitx der Erkenntnis


421.
Erkenntnis ist die Waffe, die gegen Vermehrung schützt - sie ist eine Festung seßen eindringende und zerstörerische Feinde.

422.
Erlaube den Gedanken nicht, nach ihrem Willen umherzuschweifen - Erkenntnis beschäftigt sie mit Gutem.

423.
Was von jemandem auch gehörr wird – die dahintersteckende Wahrheit herauszufinden, das ist Erkenntnis.

424.
Einfach für das Begreifen anderer zu sprechen und die feinste Bedeutung herauszufinden, die in den Worten anderer verborgen ist, das ist Erkenntnis.

425.   
Freundschaft mit dem Weisen zu haben bedeutet Weisheit - in dieser Freundschaft nicht aufzublühen oder zu verwelken, das ist Erkenntnis.

426.  
Die Welt lebt - lebe mit der Welt m Harmonie, das ist Erkenntnis.

427.
Der Weise erkennt, was kommt - der Törinchte hat keine Erkenntnis.

428.   
Nicht zu fürchten, was gefürchtet werden muß, ist dumm - zu fürchren, was geiurchtet werden muß, ist weise.

429.
Wer sich vor dem hütet, was kommt, erlebt kein umwerfendes Unglück.

430.
Männer der Erkenntnis besitzen alles, was die Toren nicht haben, wieviel sie sonst auch haben mögen.

Kapitel 44. Vermeide Fehler


431.
Wer keinen Stolz, keinen Zorn und keine Wollust kennt, hat großes Ansehen.

432.
Geiz, hochtrabender Stolz und niedere Fregden schadem einem König.

433.
Wer sich der Schande schämt, dem scheint ein Fehler, klein wie ein Hirscsamen, so groß wie eine Palmyranuß.

434.
Sich vor fehlem zu hüten ist etwas Großes - Fehler sind zerstörerische Keinde.

435.
Das Leben dessen, der sich nicht von vornherein vor Fehlern hütet, wird zunichte wie der Heuhaufen vor dem Feuer.

436.
Wer seine eigenen Fehler korrigiert und die Fehler anderer erkennt - welche Fehler können einem solchen König etwas anhaben?

437.
Wer das Notwendige nicht tut und habgierig zurückbehalt, dessen Reichrum schwindet spurlos dahin.

438.
Geiz, der nicht gib, wird nicht einmal unter die Fehler eingereiht.

439.   
Prahle niemals über dich selbst - begehre niemals wertlose Dinge

440.    
Erfreut sich einer seiner Liebhabereien - wissen es seine Feinde nicht, so sind ihre bösen Pläne vergeblich.

Kapitel 45. Suchen nach der Hilfe Großer
441.           
Die Freundschaft mil solchen, die dharma und reife Erkenntnis haben - erwirb sie und erkenne ihren Wert.
442.           
Schätze die Freundschaft mit bedencenden Männern, die Schwierigkeiten beseitigen und sich vor Künftigem hüten
443.           
Bedeutende Männer zu schätzen und als Freunde zu haben - das ist das Allerkostbarste.
444.           
Solche als Freunde zu haben, die bedeutender sind als man selbst - das ist die größte aller Kräfte.
445.           
Da ein Konig seine Minister gleichsam als Augen benutzen muß, soll er sie nur nach einer entsprechenden Prüfung anstellen.
446.           
Regiert ein König mit Würdigen, vermögen ihm Feinde nichts anzuheben.
447.           
Hat der Herrscher Berarer, die ihn mäßigen - wer ist mächtig genug, ihn zu vermehren?
448.           
Hat der König keinen, der ihn mäßigen, ist er ungeschützt - er geht auch ohne Vernichter zugrunde.
449.           
Wer kein Kapital hat, macht auch keinen Gewinn - wer keine ihn unttrstüiztnden Freunde hat, kennt auch keine Beständigkeit.
450.
Die Freundschaft Guter aufzugeben ist zehnmal schädlicher, als die Feindschaft vieler zu gewinnen.

Kapitel 46. Vermeide schlechte Gesellschaft

451.           
Große fürchten niedrige Gesellschaft - niedrig Denkende umarmen sie als Verwandrschaft.

452.           
Ebenen wie die Beschaffenheit des Südens das Wasser verändere - der Charakter des Menschen ändern sich wie seine Freundschaften.

453.           
Die Wahrnehmungen eines Mannes kennt allein sein Geist - das, was sein Wort ist, offenbart seine Freundschaft.

454.           
Scheine auch Weisheit in jemandes Geisi zu sein - sie liegt in seiner Freundschaft.

455.           
Reinheit im Geist, Reinheit in der Tat – diese beiden entspringen der Reinheit der Freundschaft.

456.           
Wer ein reines Herz hat, hat ein gutes Vermächtnis - wer gute Freundschaft pflegt, für den gibt es nichts, was nicht gut ist.

457.           
Gut zu sein im Geist bringt allen Wesen Reichtum - in guter Gesellschaft zu sein bringt vollkommenen Ruhm.

458.           
Sind sie auch gut in ihrem Denken – für vorzügliche Männer bedeutet gute Freundschaft Stärke.

459.           
Künftige Freude entsteht aus guten Gedanken - sie wird noch größer durch gute Freundschaft.

460.           
Es gibt keine bessere Hilfe als gute Freundschaft -nichts verursacht schlimmeres Leiden als schlechte Freundschaft.

Kapitel 47. Überlegen vor dem Handeln

461.           
Was wird verloren, was wird gewonnen, und was ist schließlich der Gewinn? -Wäge ab und handle!

462.           
Wer etwas mit erwählten Freunden bespricht und selbst darüber nachdenkt, für den ist nichts schwierig.

463.           
Ist er auch auf Gewinn aus, unternimmt der Weise doch keine Handlung, bei der er Kapital verliert.

464.           
Wer den Schaden der Schande furchtet, beginnt nichts, was unklar ist.

465.           
Ohne geeignete Vorüberlegung aufzubrechen bedeutet, seine Feinde zu begünstigen.

466.           
Wer eine unwürdige Tat begeht, kurarnt um – wer keine würdige Tat begeht, kommt auch um.

467.           
Überlege und wage eineTai- nach der Tat lu überlegen ist Schande.

468.           
Sind auch noch so viele da und halten sie hoch - die unüberlegt ausgeführte Tat schlägt fehl.

469.           
Kennt jemand das Verhalten der Menschen nicht, lädt er auch durch eine gut gemeinte Tat Schuld auf sich.

470.           
Überlege und begehe Taten, die keinen Tadel einbringen - die Welt billigt nichts, was nicht mit jemandes Stellung übereinstimmt.

Kapitel 48. Beurteilen von Stärke

471.           
Die Wirkung der beabsichtigten Tat, die eigene Stärke, die Stärke des Feindes, die Mächt der beiderseitig Verbündeten - wäge sie ah und handle!

472.           
Wer weiß, was getan u-erden kann, das Mittel dazu kennt und es sich fest vornimmt - ihm ist nichts zu schwierig.

473.           
Wef seine eigene Mache nicht kennt und aus Stolz Taten unternimmt - viele brächen schon dabei zusammen

474.           
Wer mit seiner nächsten Umgehung keine Freundschaft schließt, seine Stärke nichi kennt und sich selbst schmeichelt, geht schnell zugrunde.

475.           
Wird die Wagenachse überladen, bricht sie, auch wenn es nur Pfauenfedern sind.

476.           
Wer bis ans Ende des Astes klettert und weitergeht, verliert sein Leben.

477.           
Angemessen weitergeben und seine Fähigkeiten kennen - dies ist die Weise, seinen Reichrum zu hüten und ausz uteilen.

478.           
Nichts ist schlecht an einer kleinen Einkommensquelle, wenn der Ausgabenstrom nicht groß ist

479.           
Wer schrankenlos lebt, dessen Lehen gebt zugrunde, auch wenn es zu gedeihen scheint.

480.           
Wer grenzenlos wohltätig ist, dessen Reichtum schwindet schnell.

Kapitel 49. Kennen der rechten Zeit

481.           
Am Morgen besiegt die Krähe die Eule - um seine Feinde zu besiegen, bedarf der Konig der günstigen Zeit.

482.           
In der rechten Jahreszeit zu handeln ist die Schnur, die das Glück unverrückbar bindet.

483.           
Kennt jemand die geeigneten Mittel und den rechten Augenblick, jst ihm kein Werk zu schwierig.

484.           
Im rechte» Augenblick und am rechten Ort gehandelt - sogar der Wunsch nach der ganzen Welt erfüllt sich.

485.           
Wer über die Welt nachdenkt, wertet ruhig auf die günstige Zeit.

486.           
Die Zurückhaltung des Starken ist gleich der angreifen Jen Ramme, die sich vor dem Angriff zurückzieht.

487.           
Der Weise verrät seinen Zürn nicht sofort- er bebeträcht sich und wartet auf die rechte Zeit.

488.           
Halte dem Hemd stand, wenn du auf ihn triffst -schlage sein Haupt zur günstigen Stunde neider!

489.           
Erscheint der richtige Augenblick - nütze ihn und tu, was selten zu erreichen ist!

490.           
Sei wie ein Held zur wartenden Stunde und schlage gleich ihm bei günstiger Gelegenheit zu.

Kapitel 50. Beurteilen des Ortes

491.           
Beginne keine Handlung oder nimm sie leicht, bevor du nicht einen Ort gefunden hast, die Feinde einzuschließen.

492.           
Seibst für den Mann mit Macht bringt die Stäcke der Festung viele Vorteile.

493.           
Auch die Schwachen sind mächtig und siegen, wenn sie den geeigneten Ort kennen und sich gegen Feinde verteidigen.

494.           
Feinde, die dachten zu triumphieren, lassen ihre Gedanken fahren, wenn der König den geeigneten Ort kennt and dort kämpft.

495.           
Im tiefen Wasser siegt das Krokodil - außerhalb des Wassers wird es von allen anderen besiegt.

496.           
Der große Wagen mit mächtigen Kadern fahrt nicht auf der See - das auf der See fahrende Schiff bewegt sich nicht auf dem Land.

497.           
Handelt jemand mit sorgfältiger Erwägung am richtigen Ort, bedarf er keiner anderen Hilfe außer Furchtlosigkeit.

498.           
Die Macht eines mit einer grüßen Armee geht zugrunde, trifft er auf einen mit einem kleinen Heer an einem günstigen Punkt.

499.           
Einen Gegner auf seinem eigenen Boden zu besiegen ist schwierig, selbst wenn ihm Festung und Größe fehlen.

500.           
Ein Fuchs vermag einen mächtigen Kriegselefanten zu töten, wenn dieser mit seinen Beinen im Sumpf steckt.

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