Thursday 1 April 2010

Kapitel 61 bis 70


Die Welt lebt durch Güte
Die indische Spruchweisheit des «Tirukkural»
Aus dem Tamil übersetzt von: Albrecht Frenz und K. Lalithambal

Kapitel 61. Sei ohne Trägheit
601.           
Setzt die Dunkelheit der Trägheit ein, wird das helle Licht der Vorfahren ausgelöscht.
602.           
Wer den Namen des Hauses hochhalten will, soll Trägheit als Träghen hehandeln.
603.           
Der Träge, der Trägheit aufzieht - die Familie seiner Gehurt geht noch vor ihm zugrunde.
604.           
Wer in Trägheit gefangen ist and sich keine große Mühe gibt, dessen Haus nimmt ab und fällt zusammen.
605.           
Diese vier: hinausschieben, vergessen, trage sein und übermäßig schlafen sind das Schiff, das solche besteigen, die fürs Verderben bestimmt sind.
606.           
Auch wenn alle Reidchtümer von Herrschern der Welt bei einem zusammenkämen - wäre er träge, hätte er keinen Nutzen davon.
607.           
Träge, die große Mühe scheuen, hören Worte des Fluches und des Tadels.
608.           
Ergreift Trägheit von einem Haus Besitz, macht sie es zu einem Sklaven der Feinde.
609.           
Gibt leniüud seine Trägheit auf, verschwindet der Makel im Zusammenleben der Familie.
610.
Der trage König lädt alles auf sich, wds durch Den übergeben wurde, der mit seinen Füßen maß.

Kapitel 62. Streben

611.           
Laß nichc locker: «Es ist zu schwer zu tun» - Streben gibt Größe.

612.           
Übe dich darin, keiri Werk aufzugeben - die Welt gibt solche auf, die ihr Werk aufgeben.

613.           
In der Größe «Streben» rüht der Stolz des Gebens.

614.           
Die Freigebigkeit eines, der nicht strebt, schlägt fehl wie die Tapferkeit eines Feiglings mit einem Schwert.

615.           
Wer kerne Freuden begehrt, sondern arbeitet, ist seinen Freunden ein Halt, unterstützt sie und merzt ihre Leiden aus.

616.           
Streben bringt Glück - Nichtsirebcn Armut.

617.           
Die Magd «Unheilvoll» lebt in Trägheit - die auf dem Lotus lebt im Vertreiben der Trägheit.

618.           
Mangel an gutem Geschick ist für keinen eine Schande - nicht zu wissen, was man wissen sollte, und sich keine Mühe zu geben, das ist Schande.

619.           
Wird auch etwas wegen des Schicksals nicht erfüllt - Streben bringt seine eigene Auszeichnung für körperliche Ansircngung.

620.           
Wer unermüdlich strebt, kehrt sogar das Schicksal um.

Kapitel 63. Ungebrochen in  Widerwärtigkeit

621.           
Kommt eine Schwierigkeil, lache! - nichts anderes vermag sie zu besiegen.

622.           
Der flutengleiche Kummer vergeht, sobald ihn der Weise in seinem Geist betrachtet.

623.           
Wer den Kummer nicht betrauert, macht dem Kummer Kummer.

624.           
Wer dem Bullen gleich alle Hindernisse nimmt -der GiMrn. der ihn bedruckt, grämt sich.

625.           
Wer nicht aufgibt, auch wenn es himereinander – kommt - der Gram, der betrübt, grämt sich.

626.           
Wer im Überfluß nicht zu sparen weiß, betrauert seinen Verlust.

627.           
Die Großen grämen sich nicht m Schwierigkeiten - sie wissen, daß nur der Körper die Zielscheibe ist.

628.           
Wer keine Freuden sucht und Kummer für natürlich hält, fällt nicht in Gram.

629.           
Wer keine Freude in Freudt sucht, leidet keinen Kummer in Kummer.

630.           
Wer Schmerz als Freude ansieht, erlangt Größe, gepriesen sogar von den Feinden.

Kapitel 64. Minister

631.           
Minister ist, wer die schwierige Tar gut auszuführen weiß, ebenso die Weist, die Zeit und das Mittel, sie zu tun.

632.           
Furchtlosigkeit, Untertanen beschützen, Wiesen, Weisheit im Handeln und in Anstrengungen – wer diese fünf beherrscht, ist ein Minister.

633.           
Feindesmacht spalten, Freunde preisen, zerbrochene Freundschaft wiederherstellen – wer darin wohl bewandert ist, ist ein guier Minister.

634.           
Begreifen, auf die beste Weise ausführen, sicheren Rat erteilen - wer dazu fähig ist, ist ein Minister.

635.           
Wer den dharma kennt, Worte der Weisheit spricht und allezeit geschickt in seinen Taten ist, ist der beste Berater.

636.           
Welch feineres Ding kann bestehen vor dem, der einen feinen Verstand hat, gepaart mit Wissen aller Bücher?

637.           
Hat jemand auch Wissen aus Büchern aufgenommen - er soll im Wissen um das Wesen der Welt handeln.

638.           
Die Pflicht des Ratgehers ist, einen vernünftigen Rat zu geben, auch wenn ihn der unwissende König abweist.

639.           
Unzählige Feinde sind besser als ein naher Minister, der Falschen Rai erteilt.

640.           
Wer keine Geschicklichkeit hat, führt etwas unvollkommen durch, auch wenn er gut darüber nachgedacht hat.

Kapitel 65. Redegewalt

641.           
Maeht in der Rede ist ein Besitz - dieser Besitz ist keinem anderen gleich.

642.           
Hüte dich vor Fehlern m der Rede - denn beides, Gewinn und Verderben, kommt aus ihr.

643.           
Die Rede ist wertvoll, wenn sie zuhörende Freunde bindet und auch Feinde sie schätzen.

644.           
Sprich Worte und kenne die Natur der Welt - es gibt keine größere Tugend oder Reichtum.

645.           
Sprich ein Wort, wenn du weißt, daß es kein Wort der Erwiderung darauf gibt.

646.           
Solche mit untadeliger Größe kennen den Inhalt der Rede anderer und sprechen so, wie es andere mögen.

647.           
Es ist schwierig für einen Gegner, den zu besiegen, der mächtig, fehlerlos und furchtlos in seiner Rede ist.

648.           
Die Welt nimmt bereitwillig die Worte dessen an, der eine zusammenhängende und angenehme Rede halren kann.

649.           
Wer aich nicht mit wenigen Worten klar auszudrücken weiß, macht gern viele Worte.

650.           
Wer sein Gelerntes nicht verständlich zu erklären vermag, ist wie ein Blumengebinde ohne Duft.

Kapitel 66. Reinheit im Handeln

651.           
Guter Beistand bringt Reichtum - gures Handeln alles Gewünschte.

652.           
Für immer meide solche Taten, die ohne Ruf und dharma sind!

653.           
Wer höher kommen will, muß Taten meiden, die den Ruf zerstören.

654.           
Wer kein abschweifendes Vorstellungsvermögen hat, tut keine schändlichen Taten, auch nicht in Schwierigkeiten.

655.           
Tu keine Taten, die selbst Reue verursachen – hast du sie getan, ist es besser, sie nicht wieder zu tun.

656.           
Siehst du auch deine Mutter hungern - tu keine Taten, die von den Weisen verurteilt werden.

657.           
Die äußerste Antun des Tugendhaften ist besser als der Reichtum, erworben durch verwerfliche Taten.

658.           
Wer keinen Abstand von verbotenen Taten nimmt und sie tut, hat nur Kummer, auch wenn sie erfolgreich sind.

659.           
Alles, was durch Träntn anderer erwürben wurde, vergeh! und laßt ihn in Tranen zurück - was durch gerechte Mittel gewonnen wird, hilfi später, auch wenn es verloren zu sein scheint.

660.           
Reichtum mii bösen Taten zu erwerben und zu beschützen, ist wie Wasser in ein nasses Tongefäß zu füllen und aufzubewahren.

Kapitel 67. Entschlossenheit im Handeln

661.           
Entschlüssenheit im Handeln ist die Emscnlossenheit von jemandes Geist - alles andere ist davon verschieden.

662.           
Die beiden Maximen des Weisen sind: Keine verderbliche Tal verüben und, sollte sie geschehen, nicht entmutigt sein - so sagen sulche, die es wissen müssen.

663.           
Eine Tal zu tun, die bei ihrer Vollendung bekannt wird, ist Mannhaftigkeit - wird sie mittendrin, bekannt, entsteht untilgbarer Kummer.

664.           
Allen fällt es leicht zu reden - schwer ist, danach in handeln.

665.           
Das Handlungsvermögen solcher, die ausgezeichnete Eigenschaften haben, erlangt Größe voc dem König und wird gepriesen.

666.           
Wer etwas begehrt und in seinem Handeln entschlossen ist, erlangt das Begehrte, wie er es begehrte.

667.           
Niemand soll wegen seiner Erscheinung verachtet werden - oft sind solche wie der Radzipfen eines großen rollenden Wagens.

668.           
Ein klar gefaßter Entschluß muß entschlossen ausgeführt werden, ohne ihn zu überschlafen.

669.           
Mag auch viel Kummer folgen, ru die Handlung mit Entschlossenheit, die am Ende Freude bringt.

670.           
Die Welt will solche nicht, die kraftlos im Handeln sind - wie stark sie auch sein mögen.

Kapitel 68. Durchführen einer Handlung

671.           
Die Überlegung endet mir einem Entschluß – die Ausführung eines Entschlusses aufzuschieben ist Schlecht.

672.           
Handlungen, die aufgeschoben werden können, schiebe auf- solche, die nicht aufgeschoben werden können, schiebe nicht auf.

673.           
Es ist gut zu handeln, wo es möglich ist- wo es nicht möglich ist, handle nur, nachdem du den Erfolg versprechenden Weg gefunden zu haben meinst.

674.           
Wer in seinen Erwägungen diese beiden ausläßt: Handeln und Feindschall, geht zugrunde wie die Überbleibsel des Feuers.

675.           
Handle erst, wenn du dies völlig klar geworden bist über die fünf: Geld, Mittel, Zeit, Aufgabe und Ort.

676.           
Handle erst, wenn du dies abgewogen hast: die Weise, die Hindernisse und den Gewinn der Ausführung.

677.           
Wer etwas unternehmen will, soll danach handeln: von dem lernen, der die Schwierigkeiten des Unterfangens kennt.

678.           
Eine Handlung durch eine andere Handlung getan zu bekommen, ist wie das Fangen eines Elefanten durch einen anderen, brunftigen Elefanten.

679.           
Sei schneller, mit deinen Feinden Freundschaft ziu schließen, als deinen Freunden Gutes zu tun.

680.           
Staatsmänner kleiner Gebiete sorgen sich wegen der Furcht der Leute, es sei denn, sie nehmen die angebotene Freundschaft mit einem überlegenen Feind an.

Kapitel 69. Des Gesandte

681.           
Liebe, hohe Geburt, Besitz von Eigenschaften, die die Herrschaft erfreuen - das sind die Eigenschaften eines Gesandten.

682.           
Liebe, Weisheit und die Macht ausgewählter Worte - diese drei sind das Wichtigste für einen Gesandten.

683.           
Ein Gelehrter unter Gelehrten zu sein ist eine wesentliche Eigenschaft des Gesandren, der zu einem Lanzen tragenden König über Sachen des Sieges spricht.

684.           
Wer reichlich Wissen, Scharm und geprüftes Lernen besitzt - laß ihn Handlungen ausführen!

685.           
Zustimmend sprechen, harte Worte vermeiden und erfreulich sein im Benehmen - darin bringt ein Gesandter Gutes hervor.

686.           
Ein Gesandter ist, wer viel gelernt hat, keinen ärgerlichen Blick fürchtet, in überzeugender Weise spricht und nur zur rechten Zeit handelt.

687.           
Der Höchste ist, wer seine Pflichten kennt, nach der rechten Zeit und dem rechten Ort ausschaut und erst nach dem Überlegen spricht.

688.           
Tadellosigkeit, Freunde haben und Mut – diese drei sind zusammen mit Wahrhaftigkeit die Eigenschaften eines Botschafters.

689.           
Wer sich nicht um seine eigene Sicherheit kümmert und stark genug ist, seinem König keine nachteiligen Worte zu sagen - der vermag anderen Königen Botschaften zu überbringen.

690.           
Der Gesandte überbringt seinem König nur Gutes - mag es auch sein Ende hedeurcn.

Kapitel 70. Verkehren mit einem König

691.           
Wer nin einem launischen König verkehrt, soll ihm weder zu fern stehen noch zu nahe kommen gleich dem, der sich am Feuer wärmt.

692.           
Sich nicht das zu wünschen, was sich der König wünscht, bringe dauernden Gewinn vom König selbst.

693.           
Hütest du dich, hüte dich vor seltenen Irrtümern -verdächtigt der König einmal, ist es für alle schwer, ihn umzustimmen.

694.           
Vermeide Fiüslern und Austausch von Lächeln in Gegenwart großer Staatsmänner.

695.           
Belausche nicht und sei nicht neugierig - erfahre es, wenn es sich von selbst preisgibt.

696.           
Kenne die Weise, wähle die Zeit aus und sprich über die Dinge, die er haßi oder liebt, so wie er es gerne hat.

697.           
Sag ihm Erfreuliches - sag niemals Unnützes, auch wenn er dich nötigt.

698.           
Verachte niemand um seiner Jugend oder seiner Familienbeziehungen willen - verhalte dich so, daß du im Licht des Königs stehst.

699.           
Wer eine fesie Vorstellung har, tut nichts, was den Konig beleidige, und denkt dabei, daß er vom König geschätzt wird.

700.           
Wer wegen seiner Vertrautheit mit dem König ungeschickte Taten und Handlungen begeht - dieses dumme Vorrecht bringt Verderben.

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